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FotoBioGrafie
Karin Johler

Hamburg,


Hamburg, 1942.
Karin Johler (l.), 19, auf dem Steg von Karl Reich an der Hamburger Aussenalster. Karin und ihre Freundinnen (v.l.) Gerda Haltermann, Gisela Classen und Ingrid Peters gehörten zu den Alsterratten und segelten gemeinsam. Die Alsterratten sind ein Traditionsverein für junge Frauen (gegründet 1929). Die Mitglieder des rein männlich besetzten Pendants, die Alsterpiraten (gegründet 1898), weckten damals nicht ihr Interesse. Die Vereine existieren bis heute unter dem Dach des NRV.

Segeln war eines der erlaubten Vergnügen in der Kriegszeit. Gerda Haltermann bedauert noch 1997 diese von Einschränkungen geprägte Zeit:"Als ich gerade 16 1/2 Jahre alt war und mein Leben so richtig genießen wollte, brach der Krieg aus und vorbei war es mit Swing und Tanzvegnügen. Nur privat konnte man noch feiern. Mit unserem roten Koffergrammophon machten wir Alsterratten die Alster unsicher."





Hamburg, 2005. 60 Jahre später bei Bobby Reich: Karin Lauritzen geb. Johler (v.r.n.l.) und Gisela Mordhorst geb. Classen( +19.4.2012) mit den damals nicht segelnden Freundinnen Ilse geb. Hass und Hilde geb. Bleck.

So hat Karin Johler ihre Freundinnen kennengelernt:
Erste zufällige Begegnung mit Gisela Classen im Zug von Sylt nach Hamburg ca. 1937. Gisela Classen hatte Urlaub gemacht bei einem Onkel auf Sylt. Karin stieg mit ihrer Mutter in Husum in den Zug, nach einem Besuch bei Karl Frahm, Direktor bei der dortigen Westbank. Gisela Classens Auftreten und Erscheinung imponierten Karin. Am Dammtorbahnhof stieg Gisela aus. Das Kofferschild verriet ihren Namen und ihre Adresse: Eppendorfer Landstraße 36. In diese Nachbarschaft musste Karin gelegentlich zu einem Orthopäden. Einmal sah Karin Gisela zufällig vor ihrer Haustür warten. Die Erinnerung an sie wurde aufgefrischt.



Boehn-Kaserne Hamburg-Rahlstedt 23.3.1941. Die nächste Begegnung findet Jahre später am Tag der Wehrmacht am 23.3.1941 in Hamburg statt. Karin (Foto: links) wird von Hans Werner Labowski, einem ersten Jugendfreund, in die Boehn-Kaserne eingeladen, in der er seinen Grundwehrdienst ableistet. Hans Werner hat als Abiturient zusammen mit seinem Mitschüler Hans-Jürgen Kopperschmidt Karins Bruder Roland Nachhilfe gegeben. Als Hans Werner nach Abitur in Hamburg und Arbeitsdienst im heutigen Polen Karin zu einem Hausball einlädt, entwickeln sich persönliche Zuneigungen. Hausbälle waren der Ersatz für die während des Krieges verbotenen öffentlichen Tanzveranstaltungen. Die noch junge Karin hat erst Bedenken. Sie hat erst zwei Tanzstunden hinter sich. Doch das stellt sich als kein Problem heraus. Damals "hottete" man, eine Art Schwofen, wozu man keine Schulung braucht. Zu dem Tag der Wehrmacht sind auch Gisela Classen (Foto. 2. v.l.) und ihre Freundin Gegga (Foto:r.) eingeladen. Hans-Jürgen Kopperschmidt (Foto oben) wird Januar/Februar 1942 auf der Krim bei Sebastopol mit Bauchschuss zurückgelassen und gilt als vermisst.

Auf der Toilette haben sich alle Frauen umarmt und Karin hat das auf Fotos festgehalten. Diese Fotos bringt sie später zu Gisela /Gischen in deren Wohnung. Die Mutter ist zuhause und sagt Karin, dass Gischen zum Segeln sei. Daran knüpft Karin an. Segeln war schon lange ihr Traum. Sie wird Mitglied im Club.
Zunächst segeln sie als Alsterratten.

Später treffen sie sich jahrzehntelang jeweils dienstags zum "Mardi". Die Namensgeberin ist Ingrid Peters (Pitty). Den Begriff Kränzchen fand sie zu altmodisch. Die Treffen der unverheirateten Frauen bestehen aus gemeinsamem Stricken und Häkeln, vielen Gesprächen und _Musik! Gieschen (Gisela Classen) bringt regelmäßig ihr Gramophon mit. J`attendrai ist ein Lied, das Karin von damals erinnert. Zunächst haben die Mardi-Treffen auf dem Balkon winzigen von Pitty im Birkenhain 16 stattgefunden.

Hans Werner Lambowski ist Halbjude. Als solcher darf er keinen Umgang mit arischen Mädchen haben. Auf einer Fahrradtour mit Karin Johler in Harvestehude an der Alster sieht Hans Werner - so berichtet Karin - ein Fahrzeug, das ihm verdächtig vorkommt. Er befürchtet eine Kontrolle. Sofort rast er weg um ein Quarree herum und trifft dort wieder auf die geradeausradelnde Karin.
Bei Luftangriffen auf Hamburg darf Hans Werner nicht in den Luftschutzkeller. Er hat stattdessen Polen bewachen müssen, die sich auch nicht vor den Bomben schützen dürfen. Hans Werners Familie wird 1943 ausgebombt. Sie bekommt ein Zimmer in der St. Benediktstr. Dorthin werden von der Familie Johler als Soforthilfe einige Möbel ausgeliehen. Hans Werner überlebt den Krieg, heiratet, bekommt einen Sohn und stirbt mit 80 Jahren in Hamburg.









Hamburg, ca. 1943. Die O-Jolle Alsterratte. Der Schiffstyp wurde 1935 für die Olympiaspiele in Berlin konstruiert und war auf der Alster sehr beliebt. Das Boot lag an einem Pfahl bei Karl Reich (Hamburgern heute bekannt als Bobby Reich), die Seglerinnen mussten vom Steg aus übergesetzt werden. Zurück ging es mit dem Ruf:"Hol över!" Die Alsterratten segelten ohne vorherigen Unterrricht. Manchmal saßen sie zu viert im Boot. Gelegentlich haben sie sogar dabei gestrickt! (Quelle: Karin Lauritzen). Alleinseglerin ist hier Pitty.



Karin Johler auf der Alster.


Die Alsterratten-Jolle vor der Kulisse der Hamburger Innenstadt.





Hamburg 1943.
Karin Johler an der Pinne der Alsteraten-Jolle.




An Bord der Alsterratten-Jolle Karin Johlers Freundinnen Gisela Classen (l.) und Ingrid Peters. Ingrid Peters trägt als Borte die Alterratten-Farben blau-weiss-rot. Sie lebt seit vielen Jahrzehnten in den USA, seit einigen Jahren in San Diego. Ausgewandert sei die promovierte Volkswirtin , weil man ihr in Hamburg anfang der 50er Jahren nur bessere Sekretärinnen-Jobs anbot, sagt Karin Johler. In den USA sei das ganz anders gewesen.





Alsterratte Gisela Classen.




Karin Johler an der Pinne.





Hamburg 1944. karin Johler (l.) auf der Alsterjolle mit Gisela Classen.






Karin an der Pinne.









Karin Johler am Alster-Steg von Karl Reich in Hamburg.





Karin Johler (l.) mit Gisela Classen am Bootssteg von Bobby Reich auf der Alster.




Travemünde 1943. Mardi-Treffen: v.l. Gisela Classen, Ingrid Peters, Karin Johler und Gerda Haltermann. Sie sind jetzt alle etwa 18 Jahre alt.





Hamburg 1943. Karin (l.) beim Einkaufsbummel mit Pitty und Ilschen. Karin trägt hier einen Mantel von Bruder Roland. Das Geld ist ja immer knapp.




Karin Johler unterwegs zum Segeln auf der Alster. Dazu nimmt sie immer den Koffer mit. Das Fahrrad hat sie von Tante Inge übernommen, Elwine Johlers Schwester. Interessant ist das Netz unter dem Gepäckträger. Es soll verhindern, dass Damenröcke in die Speichen geraten. Das Fahrrad blieb bis in die 1960er Jahre in der Familie.



Hamburg, Januar 1941. Karin auf dem zugefrorenen Leinpfadkanal. Sie ist 16 Jahre alt.




Hamburg, 1943. Karin näht über Jahrzehnte Kleider für sich, später auch für ihre Tochter. Diese Pfaff scheint mit Fußantrieb zu funktionieren. Hier verbringt sie eine ihrer Luftschutznächte in ihrem Fröbelseminar (Kindergärtnerinnenausbildung) an der Bundesstraße. Die Schülerinnen haben immer zwei Nächte in Folge Dienst, um kleinere Brände durch eventuelle Bombenangriffe sofort zu löschen. Überall liegen schon Schäuche. Die Schülerinnen schlafen in Doppelstockbetten. Wenn nichts zu löschen ist - und das war zum Glück immer der Fall - können die Schülerinnen tun, was sie wollen. Also auch nähen im Handarbeitsraum. Karin, damals 18:" Schade um die vertane Zeit. Ich hatte nette Freunde, Hans Jürgen und Hans Werner... Bei Problemen wäre ich weggelaufen.""Aber wenn ich nicht hingegangen wäre, hätte ich mir die Zukunft versaut." Das wird ihr seit ihren BdM-Diensten von ihren Lehrerinnen eingetrichtert.
Karin benutzt später am Pagenfelder Platz eine Singer mit Handkurbel, die von ihrer Großmutter Ude aus Lübeck stammt.


Hamburg, Sommer 1943 "Gomorrha". Die Bombardierung Hamburgs erlebt Karin Johler zunächst in der Wohnung ihrer Eltern in der Gryphiusstrtaße 3. "Wenn es Bombenalarm gab -meistens nachts- gingen wir in den Keller. Die Decke war notdürftig mit Balken verstärkt. Ein Witz. Meine Mutter Elwine war Luftschutzwartin. Sie hatte darauf zu achten, dass bei Luftalarm im Keller stets eine Feuerpatsche und ein Eimer Wasser bereit standen. Als Feuerpatsche diente ein Schrubber mit einem feuchten Feudel.

Häufig flogen die Bomber nur über Hamburg hinweg, z.B. nach Berlin. Der Bombenalarm blieb aber über Stunden bis nach dem Rückflug bestehen. Nach einer Bombennacht begann die Schule 1-2 Stunden später. Dann wurde auch Hamburg verstärkt bombardiert. Nach der ersten Bombardierung gingen wir alle auf den Boden, um die zu gucken. Tage später wurden zwei Nachbarhäuser zerstört. Auch unser Haus wurde getroffen. Das Dach brannte. Unten im Haus wohnte Frau Göckeler geb. Prange (bekanntes Schuhgeschäft). Ihr schwerkranker Mann war nicht in der Lage, in den Keller zu flüchten. Sie zahlte Schmiergeld, damit das Haus gelöscht wurde. Wasser holte man aus der nahen Alster über Schläuche, die durch Villengrundstücke gelegt wurden. Die erschöpften Feuerlöscher ließen mehr Wasser als nötig ins Haus laufen. Es tropfte bis zum Erdgeschoß. Die Wohnungstür im 1. Stock war verzogen. Mein Vater Hans konnte sie nur notdürftig mit einem Seil zubinden. Die Heizung funktionierte lange nicht mehr. Vor allem der hintere Teil der Wohnung war sehr feucht. Ein Teppich schimmelte. Möbel standen im Wasser.

Nach dieser Nacht hat mein Vater Hans uns unsere Sachen packen lassen und in Volksdorf in einer Schule unterbingen können. Ein Tipp seines Friseurs. Dahin ging es mit der U-Bahn. Nachts sah ich von dort den Feuerschein über Hamburg. Die Sommernacht war nur kurz. Mein Bruder Roland ist von Volksdorf auf einem geliehenen Rad zu unserer Wohnung gefahren. Er berichtete, dasss das Dach abgebrannt. sei. Auf dem Weg dorthin begegnete er einem Schulfreund seines Vaters, Karl Marx. Er saß mit seiner Frau auf geretteten Sesseln vor den noch rauchenden Ruinen seines Hauses in der Bebelallee. Sie sprachen miteinander.

Auch mein Vater ist beruflich bedingt bald wieder zurück in die Wohnung gezogen. Er berichtete von verbrannten Leichen auf dem Weg, kleingeschrumpelt auf Kindergröße. Wir sind mit einer Transportmöglichkeit Richtung Lübeck zum Bruder meiner Mutter Rudolf Ude nach Mölln gekommen und für kurze Zeit auch zu meiner Großmutter Elwine Ude nach Lübeck.

Mein Vater starb im September 1943 während eines Vetretungsgottesdienstes in der Bramfelder Kirche. Er ist ein Opfer des Krieges. Wegen seines schwachen Herzens durfte er nicht radfahren, tat es aber, um zum Gottesdienst nach Bramfeld zu kommen. Er brauchte das Einkommen für seine Familie. Dazu die Sorgen: Sein Sohn Ekkehard seit einem halben Jahr in Stalingrad vermisst, zwei Söhne seines Bruders Ingo gefallen. Die elterliche Fabrik in Wandsbek durch einen Volltreffer zerstört. Auch das Elternhaus kaputt. Das war zu viel für ihn."




Hamburg, 1944. Gerda Haltermann (v.l.) mit ihren Freundinnen Karin Johler, Ingrid Peters und Gisela Classen in der Wohnung ihrer Eltern am Klosterstern in Hamburg (Jungfrauenhthal 24). Bei diesen Treffen wird viel geredet, aber auch immer gestrickt. Auf dem Foto zeigen die Freundinnen sich gegenseitig ihre Arbeitsergebnisse. Karin hat das Stricken, Häkeln und Nähen und sogar das Smoken von Kleidern bei einer früheren Nachbarin am Grasweg gelernt. Tante Buschi hat ihr dazu den Wollfaden zu einem Wunderknäuel gewickelt. Es enthielt im Kern eine Überraschung, an die man nur kam, wenn das Knäuel abgearbeitet war.




Die Treffen der Freundinnen werden von Musik begleitet. Gisela Classen bringt ihren tragbaren Plattenspieler mit und alle hören "J´attendrai", aller Lieblingslied von damals.

 



Vier Mardis auf einem Rad.








Travemünde 1944. Ankunft der Mardi-Freundinnen auf dem Bahnhof.



Travemünde 1944. Karin Johler (M.) mit Freundinnen Gerda Haltermann (l.) und Gisela Classen auf einer Spritztour von Hamburg an die Ostsee. Die Maus über dem Bild zeigt, wie schnell Soldaten anhänglich werden. Bei den drei kurzentschlossenen Männern handelt es sich allesamt um U-Bootfahrer, Fähnriche von einem Schiff vor Ort. Sie absolvierten einen Offizierslehrgang. Bei den sehr ungewissen Zukunfsaussichten ist es besser, man greift sofort nach allem, was das junge Leben hergibt. V.l. Fritz Rupp genannt Fipps, Heiner Rose und Hans Demuth aus Flensburg. Sie haben den Krieg überlebt.

Übernachtet haben die Freundinnen in einem Kinderheim in Timmendorfer Strand, das Gegga als Praktikantin kannte. Geschlafen wird auf dem Fußboden. Von Timmendorf nach Travemünde und zurück gehen die Freundinnen zu Fuß. Geld ist knapp.

Nach dem Krieg gab es nur noch einen kurzen Kontakt zu Friedrich Rupp. Er war auf der Suche nach seinem Vater und wollte dazu seinen Seesack in Hamburg lagern. Gegga war schon verheiratet. Sie musste deshalb ablehnen. Karin tat ihm den Gefallen. Friedrichs Mutter und Schwester waren im Bombenhagel in Darmstadt gestorben. Seine Onkel und Tanten waren aus Pommern vor den Russen geflohen. Die Suche war schwierig. Friedrich fand seinen Vater schließlich: in Stakendorf bei Kiel.

Friedrich (Fritz) Rupp wird kurzzeitig als Kriegsgefangener in einem Auffanglager bei Albersdorf interniert. Es gibt keine Zäune, nur die Eider und der Nord-Ostsee-Kanal dienen als Begrenzung.



In diesem Aquarell hat Friedrich Rupp die Kontaktaufnahme mit den drei Hamburgerinnen festgehalten. Der nächste Schritt bestand darin, die Kette der drei Mardifrauen aufzubrechen, so dass jeder eine Frau zur Rechten hatte. Die drei Marinesoldaten begleiteten die Mardifreundinnen bis Timmendorfer Strand, wo die Frauen in einem Kinderheim übernachten durften. Auf dem Weg dorthin, so berichtet Karin Johler, setzten sie sich in Strandkörbe. - Im Hintergrund rechts fährt ein U-Boot. Die drei waren U-Boot-Fahrer.




Auch vor Travemünde haben die Mardis gesegelt.





Timmendorf 1944. Strandansicht.



Fips schreibt diese Karte am 14.8.44 an Karin. "2 unvergesslich schöne Tage liegen hinter uns."





Glücksburg 1944. Während eines Besuchs in Flensburg bei Ilse Hass macht Karin Johler (4.v.l.) zusammen mit ihren Mardi-Freundinnen einen Ausflug zum Schloss in Glücksburg.




Glücksburg 1944. Spaziergang mit Mardi-Freundinnen. Im Hintergrund die Gaststätte Rosen-Terrasse.




Hamburg 1944. Verlobungsparty von Gegga mit Rolf (o.r.). Karin Johler (o.l. ) mit Mardi-Freundinnen und Rolfs Brüdern. Fast alle Freunde der jungen Frauen waren Soldaten. Manch einer von ihnen starb im Krieg.




Hamburg 1944. Karin Johler (r.) mit Freundinnen in der Gryphiusstraße kurz vor der Ecke Sierichstraße.



Hamburg 1944. Die Mardi-Freundinnen in der Gryphiusstraße. Es gibt wie immer viel zu erzählen.




Hamburg, 6.12.1944. Wenn eine Freundin heiratet (Gerda Haltermann °° Rolf Schaffner), sind die anderen natürlich dabei. Karin Johler (r.). Die Trauung findet in der Johanniskirche statt. Vater Friedrich Haltermann hat dazu eine Hochzeitskutsche organisiert. Das Brautkleid ist geliehen von Hildegard Rainals. Ehemann in spe Rolf hat als Brautstrauß Gerdas Lieblingsblumen als Hochzeitsstrauß herbeigezaubert: Maiglöckchen - im Dezember! Rolf Schaffner arbeitet bei Reemtsma in Othmarschen. Er stirbt am 5.9.1993,
Gerda verh. Schaffner im Dezember 2004 in einem Altenheim in Hamburg.



Karin Johler um 1945
Karin Johler, ca. 20 Jahre alt.

Sie arbeitet als Kindergärtnerin in einem Kindergarten der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV). Bei den vielen jungen Mitarbeiterinnen fühlt sie sich wohl. Parteimitglied oder Nazi ist sie nicht. 1945 übernehmen die Engländer kampflos Hamburg. Karin wohnt zu der Zeit in der Gryphiusstraße bei ihrer Mutter. Es gibt für einen ganzen Tag Ausgangssperre. Militärfahrzeuge fahren auch vor ihr Haus auf der Suche nach Wohnungen für englische Soldaten. Sie suchen wohl aus Sicherheitsgründen nur nach ebenerdigen Wohnungen. In der Parterrewohnung links wohnt wohnt Herr Göckeler. Er hat Krebs, sein Bruder wohnt bei ihm, sein Sohn ist gefallen.Sie beschlagnahmen die Erdgeschoßwohnung rechts. Der dort wohnende Apotheker muss raus. Er zieht im Haus nach oben, wo noch Platz ist. Karin beobachtet durch die Gardine aus dem Hochparterre das Geschehen. Ca. 6 Soldaten ziehen ein. "Brot und Marmelade wurde in die Wohnung getragen", erinnert sich Karin mit 94 Jahren an die Geschehnisse. Kontakte mit den neuen Nachbarn gibt es nicht. Die NSV wird geschlossen und Karin wechselt in einen städtischen Kindergarten nach Wandsbek nahe der Lübecker Autobahn. Auf der spielt sie häufig mit den Kindern, denn Autos fahren nicht. Wegen der "alten Tanten", die den Kindergarten leiten, kündigt Karin und wechselt vom Arbeitsamt geschickt in einen Kindergarten nach Farmsen. Dort wird sie gefragt, ob sie mit Kindern oder in der Küche arbeiten will. Sie - oder vielleicht eher ihr Magen - entscheidet sich für die Küche. Es wird für die Kinder gekocht. Das Personal bekommt aber auch eine Ration.

Gelegentlich fährt Karin zum Hamstern in Dörfer im Raum Harburg. In Garlstorf tauscht sie bei Bauern Hausrat und ähnliches gegen Lebensmittel. Einmal wird sie von der deutschen Polizei erwischt. Die illegal erworbenen Kartoffeln und Äpfel muss sie wegwerfen. Von Tante Margarete Hebbeln, die in Dithmarschen auf einem Hof lebt, bekommt sie gelegentlich ein Paket mit Eiern, fest in Heu eingepackt. Erst mit der Währungsreform 1948 wird die Versorgungslage besser. Von ihrem Kopfgeld von 40 Mark, das jeder erhält, kauft sie sich für eine Mark einen Blumenkohl.

Zuhause bleibt es im Winter kalt. in der Gryphiusstraße 3 läuft die Zentralheizung vom Mai 1945 bis zum September 1949 nicht. Es gibt keine Kohle. In der Küche funktionieren der Gasherd und eine Brennhexe zum Wärmen. Davon wird die nicht einmal die Küche warm. Dicke Eisblumen an allen Fenstern. Zum Schlafen legen sich Karin und ihre Mutter unter je zwei Federbetten. Sie tragen im Bett Strickjacke, Strümpfe und Schal. Wenn Karin trotzdem fror, konnte Elwine nur sagen:"Zieh dich warm an!" Karin mit 95:"Es war gemein von den Engländern. Aber wir waren auch gemein."

Der Winter 1946/47 ist besonders kalt. Wochenlang herrschten Temperaturen bis minus 25°. Zu essen gibt es oft nur in Wasser gar gekochte Steckrüben. Als Familie Johler einmal einen Maggiwürfel geschenkt bekommt, wird daraus ein Festessen.

Besser wird es erst mit der Währungsreform. Es gibt 40 Mark pro Kopf. Karin kauft sich davon einen Blumenkohl, für eine Mark. Ihre Mutter kommentiert: "Viel Geld!"








Hamburg, 21.8.1948. Karin Johler heiratet Georg Lauritzen aus Morsum/Sylt in St. Johannis, Hamburg Eppendorf. Die Trauung führt Pastor Gerber durch. In dieser Kirche wurden Karin und ihre Geschwister Ekkehard und Roland auch konfirmiert (bei Pastor D. Heitmann). Sie liegt besonders nah an der Wohnung in der Gryphiusstraße. Das Hochzeitskleid ist geliehen, von Inge Marx, einer Freundin. Die hatte das Kleid auch schon geliehen. Der Stoff ist Gardinenstoff. Die Zeiten sind schlecht. Onkel Ingo spendiert 300 Mark für die Feier. Der einzige Luxus besteht aus der Pferdekutschfahrt von der Gryphiusstraße zur Kirche St. Johannis und zurück. Die Kutsche stört den Verkehr nicht. Es gibt kaum Autos.

Gefeiert wird bei Karins Mutter Elwine zuhause im Wohnzimmer. Mit 20 Personen. Das durch eine Schiebetür erreichbare Esszimmer kann nicht genutzt werden. Dort wohnt im Rahmen der Wohnungszwangsbewirtschaftung ein vom Wohnungsamt einquartiertes Ehepaar. Die besonders schmalen Tische und Stühle sind von einem auf solche Besonderheiten eingestellten Unternehmen für den Tag geliehen. Hier die Sitzordnung, geplant von Elwine Johler - ein Foto der Feier gibt es nicht:





Hochzeitstafel Karin und Georg Lauritzen in der Gryphiusstr. 3


Weiter: Georg Lauritzen und Karin Johler gründen eine Familie




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Karin Runtraut Elwine Johler *7.2. 1925 in Morsum
+2.9.2022 in Hamburg
Tochter von
Daniel Gustav Hans Johler
und
Katharina Julie Elwine geb. Ude

Karin Johler heiratet am 21.8.1948 Georg Lauritzen.


Alsterratten
Karin Johler war Mitglied bei den Alsterratten. Die Alsterratten sind ein Mädchenclub, der auf der Alster segelt. Er feiert 2004 sein 75-jähriges Bestehen. Gegründet wurde der Verein als Gegenstück zu dem Jungensegelclub Alsterpiraten.

Karin war Mitglied von 1941 - 1945. Mitgliedsbeitrag 1,50 RM im Monat. Es gab ein Boot, eine O-Jolle. Ihr Name könnte Alsteratte gelautet haben. Die Jolle lag zunächst bei Karl Reich am Steg, Segelnummer 308. Als der Steg zerbombt war, zog man zum noch unbeschädigten NRV-Steg (Norddeutscher Regatta Verein). Da das Segel des Boots durch Kriegseinwirkung verbrannte, wurde ein Neues angeschafft: Nr. 298. 1945 beschlagnahmten die Engländer das Boot.

Chefin des Vereins war zu der Zeit Hilde Kehrhan (von Aufzug-Kehrhan).

Die Mitglieder jener Zeit waren neben Karin Johler
-Gisela Classen verh. Mordhorst
-Ingrid Peters verh. Heisler,
-Gerda Haltermann verh. Schaffner.

Karin Lauritzen schließt die Hans-Schemm-Schule am
Hamburger Stadtpark mit der Mittleren Reife ab. Heute ist dort die Heinrich-Hertz-Schule untergebracht. Am Ende ihrer Schulzeit , im damals sogenannten Oberbau, lernt sie Ingrid Lassen kennen. Deren Geburtsort Morsum macht sie stutzig. Ingrid Lassens Mutter ist eine Tochter des Regierungsbaurats Griebel aus Keitum, der den Sylter Abschnitt des Dammbaus verantwortete. Er ist Karins Taufpate. Eine andere Tochter des Ingenieurs Griebel trifft Karin anlässlich des 75. Jubiläums der Dammbaueinweihung in Morsum.

Nach dem Abschluss der Schule will Karin gern Kunstgewerblerin werden. Basteln liegt ihr und macht ihr Spaß. Die Ausbildung am Lerchenfeld in Hamburg ist aber nicht mehr möglich, weil die Schule im selben Jahr geschlossen wird. Sie erscheint wohl nicht mehr bedeutsam für den Krieg. Irgendwie wird sie auf eine jährlich stattfindende Ausstellung von Produkten aus der Kindergärtnerinnenausbildung aufmerksam und sieht, dass auch dort viel gebastelt wird: Puppen, Holzsachen und Fotoalben. Also macht sie diese Ausbildung am Fröbelseminar.






























































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